Ob Sie Ihre Texte gendern oder nicht – diese Grundsatz-Entscheidung kann ich Ihnen nicht abnehmen. Ich will im Folgenden auch nicht über „Sinn“ oder „Unsinn“ des Genderns schreiben. Vielmehr konzentriert sich dieser Beitrag ganz praxisorientiert auf das „Wie“.

Wie gendern? 2 Entscheidungshilfen
Wenn Sie sich grundsätzlich fürs Gendern entschieden haben, dann müssen Sie 2 weitere Entscheidungen treffen:

Entscheidung 1: Wie wollen Sie für mehr Sichtbarkeit der Geschlechter sorgen? Wichtig ist: Sie sollten die folgenden 6 Varianten nicht kombinieren, sondern sich auf eine Variante festlegen.
1.1. Sichtbarkeit durch Doppelnennung: Leserinnen und Leser
1.2. Sichtbarkeit durch Schrägstrich: Leser/innen
1.3. Sichtbarkeit durch Schrägstrich plus Bindestrich: Leser/-innen
1.4. Sichtbarkeit durch Binnen-I: LeserInnen
1.5. Sichtbarkeit durch Unterstrich: Leser_innen
1.6. Sichtbarkeit durch Stern: Leser*innen

Entscheidung 2: Wie können Sie die Anmutung des Deutschen als „Männersprache“ neutralisieren? Hier haben Sie eine Reihe von Möglichkeiten, die Sie auch kombinieren können. Das heißt: Sie dürfen die folgenden Varianten je nach Kontext, Zielgruppe und eigenen Vorlieben einsetzen und mischen. Außerdem können Sie alle diese Varianten auch mit Ihrer gewählten Sichtbarkeits-Variante kombinieren. Ja, Sie können sie sogar verwenden, wenn Sie sich grundsätzlich gegen ein explizites Gendern entschieden haben:
2.1. Umbenennung: Fachkraft statt Fachmann, alle statt jedermann
2.2. Partizip: Studierende statt Studenten
2.3. Sie-Ansprache: Sie lernen statt die Teilnehmer lernen
2.4. Adjektiv: fachlicher Rat statt Rat eines Fachmanns
2.5. Relativsatz: Wer teilnimmt, erhält statt die Teilnehmer erhalten
2.6. Sachbezeichnung: Forschungsgruppe statt Forschergruppe

Die Teufelin im Detail: 3 Tipps
Der Teufel steckt manchmal im Detail. Und die Teufelin natürlich auch. Deshalb im Folgenden 3 Tipps für den Umgang mit Details:

Tipp 1: Singularformen bereiten bei der Sichtbarmachung in der Regel einige Probleme und stören den Lesefluss durch zu viele Schrägstriche. Benutzen Sie so oft wie möglich den Plural. Und wenn Sie sich z.B. für den Genderstern entscheiden, sollten Sie ihn im Singular nicht mit Schrägstrichen mischen. Schreiben Sie also nicht Wir suchen ein/e erfahren/e Webdesigner*in, sondern Wir suchen eine*n erfahrene*n Webdesigner*in. Noch einfacher: Wir suchen eine* erfahrene* Webdesigner*in.

Tipp 2: Komposita, also zusammengesetzte Hauptwörter, sollten Sie möglichst selten gendern. Der Besucher/innenparkplatz oder der Besucher*innenparkplatz liest sich einfach schräg. Wenn Sie es gar nicht lassen können, dann nutzen Sie zusätzlich den Bindestrich, also Besucher*innen-Parkplatz. Oder Sie schreiben Parkplatz für Besucher*innen.

Tipp 3: Tipps kritisch hinterfragen – also auch diese und auch die Tipps im Duden. Statt „Mitarbeiter“ schlägt der Duden „Belegschaft“ vor – das klingt mir dann doch zu sehr nach 50er Jahre. Statt Akademiker schlägt der Duden vor „wer studiert hat“ – was aber nicht bedeutet, dass diese Person dann auch einen Abschluss hat.

Wie Sie weitere Fallen vermeiden, Varianten nutzen und zu eleganten Lösungen kommen, erfahren Sie auch in meiner TextWerkstatt Texte mit Stern – Gendern für alle. Gerne mache ich Ihnen ein Angebot.

Die Prognose
Ach ja, und hier noch meine Prognose: Neben dem Schrägstrich mit Bindestrich wird der Genderstern viele Texte der nächsten Jahre prägen. Warum? Nun, er wurde bereits zwei Mal im Rechtschreibrat diskutiert und wird wohl demnächst im Duden als eine mögliche Schreibweise aufgenommen werden. Und der Genderstern berücksichtigt das Dritte Geschlecht, geht also anders als das Binnen-I über Geschlecht als binäres System hinaus.

Gendern für alle

So geht’s!