Ein Gastbeitrag von Dr. Hubert Klingenberger, Berater aus München

Im Oktober 2018 hat der Kommunikationswissenschaftler Bernhard Pörksen auf einen bedeutsamen gesellschaftlichen Trend hingewiesen: das verstärkte Aufkommen pessimistischer Zukunftsprognosen, Dystopien
(= negative Utopie) genannt. Untergangsszenarien und pessimistische Zukunftsperspektiven bestimmten immer mehr die gesellschaftliche Diskussion: z.B. das Ansteigen der Meeresspiegel, die angebliche Islamisierung des Abendlandes, der Niedergang der EU. Und sie ziehen sich bis in die alltäglichen Gespräche hin: „Es kommt nichts Besseres nach.“, „Früher war alles besser.“
Diese Schwarzseherei hat ihre Wirkungen: Sie erzeugt Ängste, sie verzehrt Energien, sie demotiviert, sie verführt dazu, sich ins Privatleben zurückzuziehen.

Bildung in der Defensive
Und sie hat Auswirkungen auf das pädagogische Handeln: Denn dieses steht angesichts solcher Horrorszenarien primär vor der Aufgabe, Schadensbegrenzung zu betreiben, damit solche negativen Entwicklungen vielleicht doch nicht eintreten. Die Bildungsarbeit gerät in die Defensive. Bildung wird ein Beitrag zur Abwehr von Gefahren:
• politische Gefahren, z.B. Rechtsradikalismus
• gesundheitliche Gefahren, z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen
• gesellschaftliche Gefahren, z.B. Hass, Hetze und Spaltung

Trend und Gegentrend
Meistens führt ein Trend zu einem Gegentrend: Und so wächst im Fahrwasser der apokalyptischen Vorstellungen das Bedürfnis und der Wunsch nach Utopien. Nach Vorstellungen gelungenen Lebens auf der persönlichen, der organisatorischen und der gesellschaftlichen Ebene: Wie kann ein gutes Leben für das Subjekt aussehen? Wie können menschenfreundliche, produktive und verantwortungsvoll handelnde Institutionen gestaltet werden? Wie sieht ein lebens- und liebenswertes Land oder ein erstrebenswertes Europa aus?

Bildung in die Offensive
Unter dieser Perspektive kommt Bildung wieder in die Offensive. Denn Bildung war – entgegen anderslautender Behauptungen – nie Selbstzweck oder Wert an sich. Sie stand immer im Dienst einer Utopie: z.B. des mündigen und aufgeklärten Menschen, des demokratischen, gerechten und menschenrechtsorientierten Staates.
So wichtig es ist, dass Bildungsarbeit negative Entwicklungen verhindern hilft, so zentral ist es, dass sie im Blick behält, welche positiven Zukunftsbilder sie unterstützen will: sei es die starke, resiliente Persönlichkeit, den „mündigen Unternehmensbürger“ oder die Bürgergesellschaft.
Wo wollen Sie mit Ihrer Bildungsarbeit utopischer Trendsetter, utopische Trendsetterin sein?

Bildungsoffensive

positive Trends stärken