Vielleicht ist es nur eine Momentaufnahme. Auf jeden Fall aber scheint es aktuell das Bedürfnis zu geben, Seminarausschreibungen und Kursangebote durch den Verweis auf größere Zusammenhänge einzuordnen oder mit raumgreifender Geste einzuleiten. Das Mittel der Wahl sind dabei gerne „Sätze mit X“. Diese wollen Eindruck schinden und Bedeutsamkeit ausstrahlen, enthalten letztlich aber nur Blabla und heiße Luft.
Die Folge: Als Leserin oder Leser bin ich wahlweise gelangweilt, genervt oder erschlagen.
Satz mit X: Die Top 6
Die folgenden Sätze mit X können Sie in der Regel ersatzlos streichen und stattdessen gleich mit einer konkreten Formulierung einsteigen, die die Zielgruppe tatsächlich interessiert.
1. In Zeiten von X. Wahlweise: In Zeiten der Globalisierung, in Zeiten des Krieges, in Krisenzeiten …
2. X ist aus Y nicht mehr wegzudenken. Zum Beispiel ist das Smartphone aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken, das Lastenrad aus dem Stadtverkehr oder das Mobile Working aus dem Berufsalltag.
3. X schreitet voran. Dazu gehören die Digitalisierung, die Transformation und nicht zuletzt der Klimawandel.
4. Nie war X wichtiger als heute. Auf jeden Fall Achtsamkeit, Resilienz und Vernetzung.
5. X ist heute y denn je. Beispielsweise ist heute Work-Life-Balance wichtiger, die Gesellschaft vielfältiger und die Zusammenarbeit agiler … denn je.
6. X unterliegt einem ständigen Wandel. X steht dann gerne für die Gesellschaft, das Miteinander und die moderne Arbeitswelt.
Bitte nicht schwafeln
Dem können Sie entgegenwirken. Wie? Indem Sie prüfen, ob Sie solche Sätze mit hohem Floskelrisiko wirklich brauchen. Der Bundeskanzler mag von „Zeitenwende“ sprechen, als einleitendes Hintergrundrauschen für den Aquarell-Kurs oder das Achtsamkeits-Seminar taugen Sätze mit X wenig.
Denn besonders für den Einstieg in den Gesamttext oder das Intro für den jeweiligen Textabschnitt gilt: Kernbotschaft auf die 12! Und die Kernbotschaft ist in den seltensten Fällen eine philosophische Herleitung oder historische Einordnung. (Siehe dazu auch den Text-Tipp März 2022)
Mit einem zielgruppenorientierten, präzisen, aktuellen Intro überzeugen Sie Ihre Leser*innen von Anfang an.